Viele Betriebe aus der Zerspanungsbranche stehen unter erheblichem Druck. Häufig genannt werden schwache Nachfrage, sinkende Margen, steigende Kosten, Fachkräftemangel sowie hohe regulatorische Anforderungen. Um diese Probleme zu lösen, wird Inhabern und Geschäftsführern oft von Beratern empfohlen, in Automatisierung, neue Maschinen oder Digitalisierung zu investieren und neue Märkte zu erschließen. Weshalb das meiner Auffassung nach die Probleme der Unternehmen nicht lösen wird, sondern sogar zu einer Verschärfung der Situation führen kann, beschreibe ich in diesem Beitrag.
Probleme und Krisen in einem Unternehmen treten selten über Nacht auf. Sie sind meist das Ergebnis eines schleichenden Prozesses. Wenn sich Ihr Unternehmen in einer schwierigen Situation befindet, lohnt es sich, die Ursachen zunächst genauer zu betrachten. Eine systematische Analyse hilft, die wahren Gründe zu erkennen und nicht nur die Symptome zu behandeln.
Mögliche Engpässe können zum Beispiel sein: zu wenige oder zu viele Aufträge, zu geringe Margen, zu lange Lieferzeiten, Qualitätsprobleme, Vertrauensverlust bei Kunden, interne Kommunikationsprobleme, sinkende Motivation der Mitarbeitenden oder Konflikte innerhalb der Firma.
Ein Beispiel: Die Produktivität ist zu niedrig, die Laufzeiten der Werkstücke zu lang, die Qualität der gefertigten Teile nicht zufriedenstellend. Der erste Gedanke, der vielen Unternehmen in den Sinn kommt, ist: Wir brauchen leistungsfähigere Maschinen und müssen automatisieren.
Wenn man sich der wahren Ursache der Probleme jedoch nicht bewusst ist, wird eine neue Maschine allein die Situation nicht verbessern. Im Gegenteil: Oft verschärft sie die Lage sogar. Denn eine Maschine wird in der Regel geleast oder finanziert. Wenn jedoch genau in dieser Zeit die Aufträge weniger werden oder gar wegfallen, laufen die Raten der Bank weiter. Die Gesamtsituation des Betriebs verschärft sich zusätzlich.
Stattdessen sollten sich alle Beteiligten die Zeit nehmen, eine gründliche Analyse durchzuführen. Passen die Werkstücke zur Maschine? Sind optimale Werkzeuge und Spannmittel im Einsatz? Wird das volle Potenzial der Fachkräfte an der Maschine ausgeschöpft? Sind allen Mitarbeitenden die Prozesse klar? Gibt es eindeutige Vorgaben für Arbeitsschritte und Qualitätssicherung?
Häufig liegt hier der größte Denkfehler: Viele verwechseln Symptome mit Ursachen. Niedrige Produktivität, lange Laufzeiten oder unzufriedene Kunden sind oft nur die sichtbaren Symptome. Die eigentlichen Gründe liegen meist tiefer.
Ein Beispiel: Ein Unternehmen bemerkt, dass die Zahl der Kundenreklamationen steigt. Auf den ersten Blick scheint das Problem bei der Produktqualität zu liegen. Bei genauerer Betrachtung zeigt sich jedoch, dass unklare Arbeitsanweisungen und mangelnde Schulung der Mitarbeitenden dazu führen, dass die gefertigten Teile in ihrer Qualität schwanken.
Nur wer die wahren Ursachen erkennt, kann nachhaltige Lösungen umsetzen. So spart man sich teure Fehlinvestitionen, die am Ende nur die Symptome kaschieren.
Bevor neue Maschinen, Roboter oder Software angeschafft werden, sollte sich die Geschäftsführung gemeinsam mit dem Team die entscheidenden Fragen stellen:
Solche Fragen helfen, den Blick auf das Wesentliche zu lenken: das Potenzial im Betrieb selbst.
Meine Empfehlung aus der Praxis lautet: Bevor große Investitionen getätigt werden, sollte die bestehende Basis optimiert werden. Prozesse verschlanken, Zuständigkeiten klären, interne Abläufe stabilisieren. Oftmals sind das die wirksamsten Hebel.
Ist die Basis stabil, lässt sich auch viel klarer erkennen, an welcher Stelle eine neue Maschine, Automatisierung oder Digitalisierung wirklich Wirkung erzielt. So werden nicht nur neue Kosten verursacht.
Ihr Unternehmen ist einzigartig. Es hat gute Mitarbeiter, spezifische Stärken und klare Vorteile gegenüber den Mitbewerbern. Dieses Potenzial sollten Sie gezielt nutzen. Die Herausforderungen in der Zerspanung werden nicht kleiner. Gerade deshalb lohnt es sich, Probleme dort zu lösen, wo sie wirklich entstehen: im täglichen Miteinander, in den Prozessen, in der Kommunikation und in einer nicht optimalen Strategie. Wer hier ehrlich hinschaut und Schritt für Schritt optimiert, legt die Grundlage für sinnvolle Investitionen und langfristigen Erfolg.
Nicht zuletzt aus eigener Erfahrung weiß ich, dass man manchmal „den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht“. Das gilt nicht nur für die Mannschaft, sondern auch für die Fertigungs- und Prozessabläufe.
Ich lade Sie herzlich ein, in einem persönlichen Gespräch oder Telefonat zu besprechen, welcher Lösungsansatz am besten zu Ihrer Situation passt. Ein neutraler Blick von außen hilft, verborgene Potenziale in Ihrem Unternehmen sichtbar zu machen und gemeinsam zu heben.